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Fehlendes Verständnis für agile Prinzipien in der Softwareentwicklung – Ein Weckruf
When you have something to say, silence is a lie - and tyranny feeds on lies.
Einführung
In einer Zeit, in der agile Arbeitsweisen in der Softwareentwicklung längst als Standard gelten sollten, ist es erschreckend, wie wenig diese Prinzipien in einigen Unternehmen tatsächlich verstanden und umgesetzt werden. Moderne Unternehmen, insbesondere in der Softwarebranche, stehen vor der Herausforderung, komplexe Produkte effizient, benutzerfreundlich und zukunftssicher zu entwickeln. Dies erfordert eine klare Rollenverteilung, z. B. zwischen Product Owner, UI/UX-Designern und Entwicklern – eine Grundlage, die überraschenderweise immer noch nicht überall bekannt ist.
Die Problematik der Rolle: Entwickler als Designer?
Bei einer kürzlichen Auseinandersetzung mit der Struktur und den Erwartungen eines Teams wurde klar, dass die Rolle des Entwicklers nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch das Design der Benutzeroberfläche umfasste – einschließlich der Erstellung einer vollständigen UI-Komponentenbibliothek. Diese Anforderung war für mich ein sofortiges Warnsignal, dass hier keine agile Arbeitsweise vorherrschen konnte.
In einem agilen Umfeld, in dem spezialisierte Fachkräfte zusammenarbeiten, gibt es eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten:
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Der Product Owner (PO) ist verantwortlich für die Produktvision und priorisiert die Anforderungen.
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Der UI/UX-Designer entwickelt das visuelle Design und die Benutzererfahrung.
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Der Entwickler setzt das Design technisch um.
Die Anforderung, dass der Entwickler auch das UI-Design übernehmen sollte, widerspricht der agilen Praxis, die eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Rollen vorsieht. Sie zeigte mir deutlich, dass das Unternehmen entweder nicht versteht, wie diese Rollen zu trennen sind, oder einfach nicht in der Lage ist, die entsprechenden Ressourcen bereitzustellen.
Die Resultate dieser Doppelrolle sprechen für sich: Die aktuelle Benutzeroberfläche des Produkts sieht genau so aus, als ob ein Entwickler ohne Auge für Design und Nutzerfreundlichkeit dafür verantwortlich gewesen wäre – eine Oberfläche, die nicht intuitiv, wenig ansprechend und benutzerunfreundlich wirkt. Solche Ergebnisse sind typisch, wenn Designaufgaben ohne die nötige Fachkenntnis und Spezialisierung übernommen werden.
Fehlendes Verständnis für agile Prinzipien – und das im Jahr 2024?
Was mich besonders frustriert, ist, dass solche grundlegenden Missverständnisse auch im Jahr 2024 in vielen Unternehmen noch existieren. Die Tatsache, dass Führungskräfte in namhaften Unternehmen, die Teams von 25 bis 30 Personen leiten, moderne Prinzipien der Softwareentwicklung nicht vollständig verstehen oder umsetzen, ist beunruhigend.
Agilität ist mehr als nur ein Buzzword – es geht um eine Arbeitsweise, bei der sich spezialisierte Rollen ergänzen und iterativ zusammenarbeiten. Ein Entwickler sollte sich darauf konzentrieren, das Produkt effizient und wartbar umzusetzen, während der UI/UX-Designer die Benutzerfreundlichkeit und das visuelle Erscheinungsbild verantwortet. Der Product Owner spielt hierbei die Schlüsselrolle, indem er die Anforderungen koordiniert und sicherstellt, dass sie sowohl den Geschäftszielen als auch den Nutzerbedürfnissen entsprechen.
Wie kann es sein, dass solche Unternehmen auf dem internationalen Markt bestehen?
Noch überraschender ist es, dass Unternehmen, die auf diese ineffizienten Arbeitsweisen setzen, international wettbewerbsfähig bleiben. Wenn Führungskräfte grundlegende agile Prinzipien nicht umsetzen und stattdessen ihre Entwickler mit nicht ihrer Rolle entsprechenden Aufgaben überlasten, stellt sich die Frage, wie effizient die Produktentwicklung tatsächlich abläuft. Es lässt vermuten, dass viele Unternehmen ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit gefährden, indem sie an veralteten oder ineffizienten Arbeitsmodellen festhalten.
Ein strukturelles Problem: Warum sitzen diese Führungskräfte in ihrer Position?
Die frustrierende Erkenntnis ist, dass Führungskräfte, die anscheinend die Prinzipien moderner Softwareentwicklung nicht verinnerlicht haben, dennoch große Teams und wichtige Produkte leiten. Wie konnte es dazu kommen? In einer Branche, die von ständiger Weiterentwicklung und schnellen Zyklen geprägt ist, ist es schwer nachzuvollziehen, warum Grundsätze wie die Trennung von Design und Entwicklung oder die Rolle des Product Owners in solchen Strukturen nicht durchgesetzt werden.
Fazit
Der Blick auf diese strukturellen Probleme in Unternehmen zeigt, dass es nicht nur um die Implementierung agiler Methoden geht, sondern um ein tieferes Verständnis davon, warum spezialisierte Rollen wie UI/UX-Designer, Entwickler und Product Owner entscheidend für den Erfolg eines Produkts sind. Nur wenn diese Rollen klar getrennt und eng abgestimmt arbeiten, kann ein Produkt effizient, benutzerfreundlich und marktgerecht entwickelt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass Unternehmen und ihre Führungskräfte endlich den Weckruf hören und moderne Prinzipien der Softwareentwicklung tatsächlich verstehen und umsetzen. Nur so können sie langfristig erfolgreich bleiben – sowohl auf dem heimischen als auch auf dem internationalen Markt.